Bisphenol A (BPA) in Konservendosen: auch für Wurstwarenhersteller relevant

Da die Chemikalie Bisphenol A (BPA), deren hormonelle Wirkungen mit schweren Gesundheitsschäden in Verbindung gebracht werden, u.a. durch Säuren und Hitze aus der Innenbeschichtung von Konservendosen und -deckeln freigesetzt wird und in die Lebensmittel übergehen kann, berichten wir an dieser Stelle über eine Meldung der EFSA, die auch für die Hersteller von Wurstkonserven von Interesse sein dürfte.

In Ihrem Newsletter vom 29.01.2013 berichtet die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) über eine eintägige Sitzung, die bereits am 29./30. Oktober 2012 stattgefunden hatte. Wissenschaftliche Sachverständige und Mitarbeiter der EFSA, der Mitgliedstaaten und anderer dem Beirat der EFSA angehörender Länder sowie weitere europäische Beratungsgremien kamen zusammen, um Informationen über frühere und laufende Arbeiten in Bezug auf die Sicherheitsbewertung von Bisphenol A (BPA) auszutauschen.

Die Webnachricht der EFSA enthält neben dem Sitzungsbericht auch 20 Präsentationsfolien von den internationalen Sitzungsteilnehmern. Diese zeigen die in den jeweiligen Ländern gewonnenen Erkenntnisse sowie die daraus ggf. bereits gezogenen Konsequenzen.

Festzuhalten bleibt, dass augenscheinlich eine neue Studie der EFSA in Vorbereitung ist: „Das neue Gutachten der EFSA wird sich außerdem mit den Unsicherheiten hinsichtlich der möglichen Relevanz für die menschliche Gesundheit einiger mit BPA in Zusammenhang gebrachter Wirkungen befassen, die an Nagern bei niedrigen Dosen beobachtet wurden.“

Hintergrund

BPA ist eine im Alltag weit verbreitete chemische Verbindung, die bei der Herstellung bestimmter Kunststoffe z.B. für Getränkebehälter, Farben, Lacke, Innenbeschichtungen von Konservendosen und -deckeln, Klebstoffe, Flammschutzmittel und Thermopapier für Kassenzettel verwendet wird. BPA kann sowohl über die Nahrungsaufnahme als auch über Hautkontakt in den menschlichen Kreislauf gelangen. Recycling-Code-07.svgPlastikgegenstände, die BPA enthalten, sind häufig mit dem Recycling Code 7 gekennzeichnet, gelegentlich auch mit 3 (PVC).

Die hormonelle Wirkung von BPA wird mit Fruchtbarkeitsstörungen bei Männern und Frauen, Störungen des Immunsystems, erhöhten Blutfettwerten, Gewichtszunahme u.a. in Verbindung gebracht. Untersucht werden derzeit auch die sog. „low dose effects“, also die Auswirkungen niedrigster Dosen auf den Organismus.
Aufgrund seiner hormonellen Wirkung wurde BPA in Deutschland im Frühjahr 2011 in Babyschnullern verboten. In Frankreich müssen Lebensmittelverpackungen ab Juli 2015 BPA-frei sein.

Beim aufmerksamen Gang durch den Supermarkt kann man in Deutschland inzwischen übrigens vermehrt den Hinweis „BPA-frei“ auf Kunststoffdosen usw. finden, wo er z.T. bereits als Marketinginstrument eingesetzt wird.

Quelle

Bisphenol A: Europäische und nationale Sachverständige tauschen Erfahrungen aus aktuellen Arbeiten aus, Webnachricht der EFSA, veröffentlicht am 29.01.2013 , auf Deutsch. Englischsprachiger Sitzungsbericht und Präsentationsfolien sind über Links abrufbar.

Video

Fettleibigkeit vorprogrammiert, Wissenschaftsdokumentation aus der Reihe Wissenschaft am Donnerstag, 3sat, 14.02.2013.
Zitat aus dem Begleittext: „Wissenschaftler fragen sich, ob es mehr Ursachen für Fettleibigkeit gibt als den täglichen Kalorieninput. Als Nebeneffekt einiger Versuche mit Chemikalien trat eine ungewöhnliche Fettleibigkeit der Versuchstiere auf. Endokrin wirksame Substanzen, auch Umwelthormone genannt, gibt es reichlich: im Plastik, in Dosen, im Trinkwasser, im Essen. Einige davon stehen im Verdacht, die Spermienbildung und Fortpflanzung von Tieren zu beeinflussen, andere könnten krebserregend sein. Der Zusammenhang mit Fettleibigkeit ist neu.“
Im Beitrag werden mehrere Chemikalien mit unerwünschten Wirkungen genannt, die sich im Tierversuch nur bei kleinsten Konzentrationen zeigen. Bei höheren Konzentrationen wurden sie nicht beobachtet. Dieses scheint eine Besonderheit der sog. endokrinen Disruptoren zu sein. Zu den genannten Chemikalien gehört u.a. BPA, die Dokumentation weist explizit auch auf Konservendosen hin.

Weiterlesen

BPA im deutschsprachigen Wikipedia

BPA im englischsprachigen Wikipedia mit weiteren Informationen

Bisphenol A – Frankreich verbietet Giftstoff in Verpackungen, Handelsblatt vom 09.10.2012

EFSA: Häufig gestellte Fragen zu BPA, aktualisiert am 17.02.2014 (auf Deutsch; hier die English version)

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