Studie: Lebensmittel-Lieferkette mit China

Am 28.03.2023 veröffentlichten die Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers (PwC) und die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) eine Studie zur Abhängigkeit der deutschen Lebensmittelproduktion von China, die die Vulnerabilität der Lieferbeziehungen exemplarisch betrachtet.

Die größten Abhängigkeiten konnten demzufolge bei Tiefkühlkost und Konserven festgestellt werden. Käme es zu Handelsbeschränkungen mit China, seien mehr als 50 Prozent der Umsätze gefährdet. Konserven wären u.a. auch deswegen betroffen, weil China der größte Produzent von Aluminium, Zinn, Stahl und Magnesium sei und daher eine wichtige Zulieferrolle für die Herstellung von Dosen einnähme.

Bei Wurstwaren bestehe eine Abhängigkeit von China, da für viele Wurstsorten Saitlinge verwendet würden. Diese würden in China gereinigt und dann nach Europa exportiert. Als Quelle für die Aussagen zu Naturdärmen werden der Deutsche Fleischer-Verband sowie der Zentralverband Naturdarm genannt.

Die Studie schließt mit möglichen Gegenmaßnahmen wie z.B. Anpassung der Rezepturen durch Änderung von Verhältnissen oder Austausch von betroffenen Zutaten, eigener Produktion der betroffenen Rohstoffe oder Verlagerung von Anlagen aus Risikogebieten. Das Wichtigste sei, auf solche Situationen vorbereitet zu sein, um schnell reagieren zu können. Andernfalls würden Verbraucher Ersatzprodukte finden. Die Studie schließt mit der Empfehlung: „Denken Sie zunächst darüber nach, wie Sie die Transparenz und Diversifizierung der globalen Lebensmittelversorgungskette verbessern können.“

Wir merken an, dass die Studie offenbar lediglich die Versorgung mit Naturdärmen vom Schaf (Saitlingen) betrachtet hat, die aus Drittländern nach China importiert, dort gereinigt und sortiert und dann nach Europa und in die Welt exportiert werden. China ist jedoch selbst ein sehr großer Produzent von Saitlings-Rohmaterial. (Export von Saitlingen aus China nach Deutschland in 2022: 4,4 Mio kg bzw. knapp 126 Mio USD, in den EWR rd. 236 Mio USD.) Hinzu kommt: Sollten Naturdärme von eventuellen Handelsbeschränkungen / Sanktionen betroffen sein, würden diese vermutlich Naturdärme vom Schwein einschließen. Wichtig zu wissen: Ein erheblicher Teil der heute verwendeten Schweinedärme stammt aus chinesischer Rohware. (Export aus China nach Deutschland: 9,9 Mio kg bzw. 92,3 Mio USD, in die EU rd. 237 Mio USD.) Wenngleich Schafsdarm-Rohware z.B. auch aus Australien und Neuseeland sowie dem sog. Orient zur Verfügung steht, ist fraglich, ob der Bedarf an Schweinedärmen durch europäische Rohware, die zudem andere Charakteristika aufweist als chinesische, gesichert werden kann – ganz zu schweigen von zumindest derzeit fehlenden Bearbeitungsmöglichkeiten für Naturdärme außerhalb Chinas.

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Pressemeldung der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie vom 28.03.2023: Abhängigkeit der deutschen Ernährungsindustrie von China: Analyse von PwC und BVE untersucht Lieferketten

Link zur Studie, veröffentlicht am 28.03.2023: Wie stark sind unsere Lebensmittel-Lieferketten mit China verwoben?